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Unbedingte Pflicht ist eine Reservierung bei schönem Wetter im Restaurantgarten, eine Oase zum sich wohlfühlen. Ein Blickfang ist dort sicher die mächtige Steinfigur, die zu später Stunde noch mehr durch die Beleuchtung in Szene gesetzt wird. Sehr harmonisch finde ich die Gestaltung mit reichlich Buch und Efeu, dem kleinen leise dahin plätschernden Brunnen, mediterran wirken die Zitronenbäumchen in den großen Töpfen und bequem, sogar sehr bequem sitzt es sich in den Teakholzstühlen mit Armlehnen. Diese Idylle grenzt leider an eine Straße. Erfreulich, daß der Verkehrslärm durch die viele Begrünung außen vor bleibt.
Eingedeckt ist mit langen Stofftischdecken und nobel gefalteten Stoffservietten, einem modernen Windlicht, schönen Gläsern und Hepp Besteck.
Mein Aperitif mußte /durfte heute antialkoholisch sein, und ich wünschte mir einen fruchtig-spritzigen Mix. Ich freute mich auf etwas mit den Zutaten wie Limone/Grapefruit/Grenadine/Sauerkirschnektar und was dann kam, wurde von der Flasche (Prosecco Cuvee This) in das Glas geschüttet. Geschmacklich erinnerte es mich an die Abfüllungen des "Rosenzaubers" der Manufaktur Geiger in Schlat, den ich gerne trinke, hier aber nicht erwartet hatte und noch weniger hier diesen ähnlichen Geschmack serviert zu bekommen war ganz einfach not amused.
Eine nobel aufgemachte Speisekarte bietet ein 5gänge Menü (95 Euro) sowie ein 7gängiges-Gourmet-Menü Tradition (125 Euro) an. Die verschiedenen Gerichte darauf wieder als a-la-carte in der gehobenen Preiskategorie. Egal für was sie sich entscheiden, die Küche grüßt gleich zweimal, den ersten finde ich mit den aufgespiesten warmen und kalten fischigen Kleinigkeiten schon von der Präsentation originell, auch geschmacklich hat er eher meine Vorliebe getroffen als der zweite mit einem gebratenen Wolfsbarsch, Paprikamousse und Gurkenstiftchen. Auch ein Brotkorb mit verschiedenen kleinen Brötchen und Butter, das ein geschwungenes "e" eingraviert bekommen hat.
Die Menüzusammenstellung war mit 5 Gängen (95 Euro) von der Küche vorgegeben und kam mir als Fischliebhaber sehr entgegen. Drei von vier Gängen beschäftigten sich mit dem Thema und dies war:
Gamba, in "Earl Grey" Tee gedämpfter Spinat, Avocado (eine große und sauber entdarmte Garnele, das Küchlein aus Spinat mit einer Abdeckung aus ganz dünnen und kleinen Kartoffelscheibchen war ein kleines und auch optisches Kunstwerk)
Thunfisch mit Szechuanpfeffer gebraten, Pfifferlingen und Liebstöckel (das war mein persönlicher Favorit: sehr gute Thunfischqualität mit einem noch rohen Kern, darauf eine gekonnte Bestreuung mit groben Fleur de Sel, dazu kleine Pfifferlinge)
Seezungenfilet mit Pfirsich, Eisenkraut und Entenschinken (zu diesem Gericht wurde Fischbesteck aufgelegt, das auch gebraucht wurde, sehr festes Fleisch das für meine Begriffe auch zu lange auf dem Herd stand, eine einzige Breite zur Rolle gewickelte Nudel war die Sättigungsbeilage, der lauwarme Pfirsich war nicht mein Geschmack)
Dreierlei vom Kalb: geschmorte Backe, Filet und Briesravioli mit Pfifferlingen und Erbsen (die geschmorte Backe mit der dunklen Soße fand ich geschmacklich zu dem feinen Filet viel zu mächtig. Für das Ravioli hätte es für mich noch etwas Soße gebraucht, die Fleischwürfelfüllung fand ich trocken und insgesamt war es nicht gekonnt. Begrüßt habe ich, dass saisonales Obst und Gemüse verwendet wird. Langweilig, wenn das gleiche dann in zwei Gängen auftaucht.
Griessknödel mit Maikrauteis und Erdbeeren (lauwarme Knödel, Maikrauteis ist nichts anderes als Waldmeistereis und dazu frische Erdbeeren).
Ein K(o)enner, der mir den Spätburgunder Bercher Burkheim 2004 zum Kalb empfahl. Zum Preis gibts keine Angaben, da ich nicht nachgefragt hatte und auf der Rechnung war er auch nicht zu finden. Zum Espresso werden noch auf einem Silbertablett Pralinés aus der Zuckerküche gebracht. Auf den Tischen stehen Salz- und Pfefferstreuer(!!!!!).
Vielleicht haben wir heute zum falschen Zeitpunkt das Falsche gegessen. Mir stellte sich die Frage, wie diese durchwachsene Küchenleistung einen Michelin-Stern bekommen konnte. Alles Servierte war für uns keine Offenbarung, in zwei Gängen fand sich die gleiche Beilage und auch als low cost Freundin hätte ich mich zum Hauptgang über eine Kohlenhydrazugabe gefreut. Das Menü hielt durchgänge weder optisch noch geschmackstechnisch Höhepunkte oder (positive) Überraschungen bereit.
Der Service, der in die Guides-Bewertungen einfließt, fanden wir locker, charmant und was eigentlich keiner Erwähnung bedarf, da dies hier selbstverständlich sein sollte, freundlich. Lediglich eine russische weibliche Servicekraft ist uns mit ihrer Barschheit mehrmals aufgefallen. Aufgefallen ist uns, trotz Topausbildungen der Kellner deren Unaufmerksamkeit. Gegen Ende wurden die Gläser nicht mehr nachgeschenkt, am Nebentisch mußte nachgefragt werden, wer welche Speise bekommt, der erste Gruß wurde uns zweimal hingestellt. Dieser muss für den Nebentisch gewesen sein, die dann keinen bekommen haben. Schade habe wir auch gefunden, daß wir trotz Versprechen nicht die Menüfolge in Schriftform bekommen haben.
Die Gäste waren an diesem Abend Einzelpaare, ein Paar Schicki-Micki-Buss-Links-Bussi-Rechts-Gäste und vielleicht gibts bald auch eine Ruski Speisekarte. Keine Beeindruckung schindet es bei mir, wenn Angie und Co auch schon hier waren und mit Smile-Fotos an der Promi Tafel hängen.
Wären da nicht einige Vergleiche zu anderen 1 Sterne Restaurant, dann wäre meine Bewertung sicher um einiges milder ausgefallen. Für einen dreistelligen Rechnungsbetrag möchte ich einige ganz wenige weiterhin vorziehen und den Erbprinz als eines "mit dem schönsten Restaurantgarten" ad acta legen .