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Dieses Restaurant habe ich im Laufe der letzten Jahre immer wieder einmal besucht - das Niveau hat sich im Laufe der Zeit nicht verändert, weder im positiven noch im weniger positiven Sinn.
"Il Convento" ist etwas versteckt, am Stadtrand Rosenheims inmitten einer Wohnsiedlung. Die altertümlichen Mauern des klosterartigen Gebäudes ragen wie ein Solitär zwischen Einfamilienhäusern, Tankstelle und Großmarkt empor. Ein Überbleibsel aus dem Mittelalter? Nein, ein kongenialer Neubau des Ameranger Architekten Rudolf Rechl, der es immer wieder versteht, regionale Baukultur neu zu interpretieren und bis ins letzte Detail liebevoll für heutige Ansprüche zu konzipieren.
Mit diesem Bauwerk, das Hotel und Restauration enthält, ist auch bereits der Höhepunkt genannt. Vor der Eingangstüre: Plätschernder Granitbrunnen, eine Loggia mit etwa zwei Dutzend Sitzplätzen, Laternen und Kerzenschein. Das Restaurant bietet sehr individuelle und gemütliche Räumlichkeiten: Vom Zweiertisch in einer Art "Beichtstuhl" über mehrere kleine "Klosterzellen" mit jeweils nur einem Tisch für individuelle Feiern, einen Nebenraum mit einem großen und zwei kleinen Tischen, einen großen Gewölberaum - bis hin zu einem Weinkeller mit langen Tafeln, einem Dekorations-Brunnenschacht und offener Feuerstelle. In vielen Nischen Kerzenschein, alle Möbel in alter Manier liebevoll von Hand gefertigt, die Dekoration besteht aus Weinflaschen, aufgetürmten Holzscheiten und großen, von der Decke baumelnden Bündeln Knoblauch und Chilischoten. Alles sehr ästhetisch und stimmig.
Auf dem etwas engen Parkplatz wurden wir von einem mit Taschenlampe ausgestatteten Wächter eingewiesen. Im Restaurant sehr freundliche Begrüßung, die Mäntel wurden uns abgenommen, wir an den reservierten Tisch geleitet. Die Bedienungen - sämtlich mit Mönchskutten gewandet - waren außerordentlich freundlich und überwiegend aufmerksam. Aperitivs wurden uns ebenso angeboten wie ein Viergangmenü.
Bei diesem herausragenden Ambiente erwartet man entsprechendes Essen. Doch leider konnte es auch heute - wie all die Jahre zuvor - wenig überzeugen. Die Gerichte auf der Karte sind phantasielos und von mittelmäßiger Qualität.
Vorspeisen: Kürbissuppe in Ordnung. - Antipasti aus der Vitrine gut, aber durchschnittlich. - Der Meeresfrüchte-Salat und das Rinder-Carpaccio haben sehr gut geschmeckt.
Zwischengericht: Fertig-Gnocchi mit einer Tomatensauce, da kann man wenig falsch machen, hätte aber mit ein wenig Mühe sehr vieles richtig machen können. Der Höhepunkt an Geschmack und Einfallsreichtum war hier das Dekorations-Basilikumblatt in der Tellermitte.
Hauptgerichte: Rinderfilet vom Grill. Anstatt wie bestellt medium war es deutlich rare, trotzdem recht zäh, die Fleischqualität war durchschnittlich, außerdem wurde es offenbar in einer Pfanne gebraten, in der zuvor ein Fisch zubereitet wurde. - Saltimbocca Romana war in Ordnung, aber kaum gewürzt. - Schweinefilet mit Pilzrahmsauce ebenfalls von mäßiger Rohstoffqualität und kaum gewürzt, die Sauce nahezu geschmacksneutral, so wie wir es aus Fertig-Päckchen kennen. - Gemischte Fische in Tomatensauce waren gut. - Gemischte Fische vom Grill für zwei Personen waren sehr gut, kamen allerdings nach dem Filetieren am Tisch teils lauwarm auf die nur leicht vorgewärmten Teller.
Beilagen: In Ordnung, aber einfallslos: Zu fast allen Gerichten wurde Einheits-Gemüse (Broccoli, Karotten, Blumenkohl, vereinzelte Kartoffelspalten) gereicht, zwar schön bißfest gegart und etwas in Kräuterbutter geschwenkt, aber zu Saltimbocca, Schweinefilet und Rinderfilet hätten wir uns noch eine Sättigungsbeilage gewünscht, z.B. separate Butterkartoffeln, die nicht im Gemüsemischmasch integriert hätten sein sollen, zumal es pro Teller tatsächlich jeweils nur eine bis zwei kleine Kartoffelspalten waren. Der Zitronenbedarf für uns sechs Personen war immens, denn sämtlichen Fischgerichten und sogar dem Rinderfilet wurden halbe Zitronen auf den Tellerrand gelegt.
Desserts: Panna cotta sehr gut, Mousse au chocolat gut, Profiterol ebenfalls in Ordnung.
Sowohl die Stoffservietten als auch die Teller sind mit dem Monogramm des Restaurants versehen, allerdings wurde für das Porzellan eine Glasur verwendet, auf der man jegliche Schmutzspuren sieht: Die Tellerränder waren durchgehend mit Fettschlieren und Fingerabdrücken versehen.
Preis-Leistungs-Verhältnis: Hier zahlt man deutlich für das Ambiente mit, was auch in Ordnung ist. Die Portionen waren im Verhältnis zu den Preisen meist relativ klein. So dürfte das Rinderfilet mit wenigen Beilagen zu EUR 21,50 kaum 140 Gramm gewogen haben.
Andere Gäste, mit denen wir ins Gespräch gekommen sind, bestätigten unsere Meinung: "Die Weine sind hier das beste, aber es ist eine tolle Location", und in der Tat bekommt man hier wirklich ordentliche Tropfen zu recht moderaten Preisen.
Fazit: Ambiente und Atmosphäre sowie Bedienung hervorragend, die Küche uninspiriert und von der Qualität eines Durchschnitts-Italieners.