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Mit der Aussicht auf Leipzig, die man vom 27. Stock aus genießt, wenn man an der Bar seinen Aperitif nimmt? Mit der unaufdringlich-lockeren Freundlichkeit des Personals, die auch dem nicht so routinierten Gelegenheitsgourmet jegliche Scheu vor dem nimmt, was da auf ihn zukommt?
Oder mit dem eleganten, modernen Ambiente des Restaurants, dessen prominentestes Dekorationsstück der gut bestückte Weinhumidor ist? Wie auch immer, so gut, wie der Abend begonnen hatte, ging er auch weiter.
Da wir nach vergleichsweise langer Anfahrt quer durch Deutschland einigen Appetit mitbrachten, entschieden wir uns für das 7-Gänge-Menü passion (188 €). Ok, wir hätten das wahrscheinlich auch getan, wenn wir weniger hungrig gewesen wären, denn schon in der Papierform wirkte es ausgesprochen verführerisch. Und vom Menü legère wären wir wahrscheinlich nicht satt geworden. Spaß beiseite, wären wir natürlich auch. Auf eine Weinbegleitung verzichteten wir lieber, da der anstehende Buchmessenbesuch anstrengend zu werden versprach. Stattdessen ließen wir uns vom Herrn des phänomenal bestückten Kellers zwei würdige Weine aus der Region empfehlen, die uns durch das Menü begleiteten. (Mit der Konsequenz übrigens, dass wir wegen der konsumierten Menge den folgenden Morgen dann doch nicht so beschwingt angingen, wie wir eigentlich geplant hatten, aber egal.)
Dann grüßte erst mal die Küche mit einem großen Sortiment kleiner, hübsch anzusehender Köstlichkeiten, die während der ganzen Zeit auf dem Tisch blieben, damit uns zwischen den Gängen nicht langweilig wurde.
Hier zeigte sich bereits die Liebe des Chefs zum bekanntlich nicht von jedem, zum Beispiel nicht von meiner Frau geschätzten Korianders, glücklicherweise aber in Form von ganzen, leicht entfernbaren Blättchen. Es wäre vielleicht eine Überlegung wert, die Affinität zu diesem polarisierenden Kraut vorher beim Gast zu erfragen.
Es folgte eine Revue geschmacklicher und optischer Sensationen:
Reh ordinär: Tatar von der Keule, heißer Knuspersalat, Cumberland, Haselnuss-Yoghurt, gebeiztes Eigelb
Seezunge aus der Vendee: milde im Vakuum gegart, Spinat EKC (Estragon-Kerbel-Coriander), Haut-Chips, Chorizo-Mayo, Ashanti-Nuss
Zander: poellierte Cardamom-Birne, Pecanuss-Streusel, Bittersalate, Topinambur-Ofengratin
Achtung Blutig! U.S.-Rind (Top Blade Roast Schaufelstück Flat Iron, Gelbrübe à la Vichy, grüne Zitronenmarmelade, japanische Petersilie, fermentierter Knofl
Lammhüfte magnifique: Knollensellerie à la Bouillabaisse, heißes aigre-doux Gemüse, Blumenkohl, Artischocke, rote Zwiebel, Jalapeños, Cräcker Marseille, Sauce Périgord (Foto unscharf, deswegen müssen wir noch mal hin)
Feuertopf Bruce Lee zum Schlürfen, Hamachi roh, süßes Schwein, Düfte Saigons (für meine liebe, aber dem Lamm abholde Frau)
zwischdendurch eine kleine Mundspülung
und ein Paar eisige Boccia-Kugeln
Grundlos glücklich: Périgord Trüffel, Banane, Lardo di Colonnata, Cocosnussmilch
Gold aus Venezuela, Domori Hazienda San José, Nougat, 2 mal Apfel, Meerrettich, Kefir, Entenstopfleber-Öl, Sansho-Pfeffer, Calvados
Auf die Desserts hätten wir am Ende beinahe verzichtet, weil wir schon rundum satt waren, was wir zum Glück aber doch nicht taten. Sonst hätten wir zum Beispiel verpasst, wie es gelingt, Schweinespeck oder Entenleber in Süßspeisen zu verarbeiten. Das geht tatsächlich. Und es schmeckt. Einfach. Unfassbar. Gut. Wie alles andere übrigens auch.
Zum Schluss noch ein kleines Tête-à-Tête mit einem aufgekratzten Peter Maria Schnurr, der es sich nicht nehmen ließ, das Signieren seines Kochbuches mit einem netten Schwätzchen zu verbinden. Ein schöner Abschluss eines fantastischen Abends.