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Denn gerade im Stressmonat August, der ganz im Zeichen unseres Umzugs von Steinweiler nach Wörth stand, durfte es nach überstandenen Ikea- und Baumarktbesuchen in des Pfälzers liebster Fächerstadt auf der gegenüberliegenden Seite des Rheines kulinarisch gerne auch mal etwas schärfer zur Sache gehen.
Zweimal innerhalb von 14 Tagen besuchten meine Frau und ich das Restaurant Nat-Pob, das schon seit mehreren Jahren im Vereinsheim der Turnerschaft Mühlburg 1861 e.V. untergebracht ist.
Eingang zum Lokal
Den Tipp bekamen wir von der thailändischen Frau unseres Parkettabschleifers, die uns eine ganze Reihe guter Asiaten in Karlsruhe und Umgebung ans Herz legte. Also, stay tuned folks for more Asian reports from KA!
Nach der coronabedingten Schließung des von mir sehr geschätzten Chinaladens namens „Monkey King“ in der Kaiserstraße (Fußgängerzone) war es in puncto „Fernkost“ mal wieder Zeit, etwas Neues auszuprobieren. Ein kurzer Anruf sicherte uns einen Tisch für Zwei unter freiem Himmel.
Mit Blick auf das weitläufige Sportgelände der Mühlburger Turnerschaft – inklusive knüppelharter Aschenbahn, Rasenplatz und Weitsprunggrube – saßen wir ganz entspannt auf der rückseitigen Terrasse, die primär von geschlossenen Sonnenschirmen und Sitzmöbeln aus Polyrattan bevölkert wurde.
Auf der Terrasse hinterm Haus
Außer unserem waren noch drei weitere Tische besetzt. Eine Gruppe von Best-Agern betrieb lautstark Stammtischpolitik in „breidschdem badisch“.
Unsere Servicedame stellte sich als echtes Unikat heraus. Die ältere Dame gehörte scheinbar zum Inventar des Vereinsheims. Sie machte ihren Job ganz hervorragend. Sowohl ihre langjährige Gastro-Erfahrung als auch die sympathisch-humorvolle Art, mit der sie die Gäste – darunter auch viel Stammklientel, wie ich den Konversationen an den Nachbartischen entnahm – umsorgte, kam gut bei uns an und hieß uns ohne jeglichen Dünkel willkommen.
Bald hielten wir die bunt bebilderten Speisenkarten in den Händen. Mehr als ein halbes Dutzend verschiedener Thai-Suppen und eine Handvoll Salate machten gleich Appetit. Dann – oh Schreck – fünf deutsche Gerichte (Maultaschen, Schnitzel und Wurstsalat) für die unverbesserlichen Kulinar-Gutbürger und Asia-Ignoranten. Schnell wurde weitergeblättert, denn da wartete bereits der wohlfrittierte fernöstliche Vorspeisenreigen in Form von Frühlingsrollen, Wantan und Knuspergarnelen.
Ein paar Veggieteller bzw. Reis-/Nudelgerichte weiter kamen endlich die ersehnten Curry-Gerichte zum Zug. Diese wurden in gewohnter Manier unter Zugabe von Schwein, Rind, Ente, Huhn, Fisch und Garnelen durchdekliniert. Das machte in der Summe rund 50 (!) mehr oder minder verschiedene Teller- bzw. Schüsselgerichte, die sich neben ihrem tierischen Bestandteil auch in der Zusammensetzung ihrer vegetabilen Momente unterschieden und preislich zwischen 12 und 15 Euro oszillierten. Die Auswahl war also nicht gerade übersichtlich. Das genaue Lesen des „Kleingedruckten“ erschien mir oberste Gästepflicht zu sein.
Der halbe Liter Radler belief sich auf 3,60 Euro. Die gleiche Menge Mineralwasser schlug mit 40 Cent weniger zu Buche. Dass man hier in Mühlburg das badische Hoepfner-Bier ausschenkte, wunderte mich nicht. Das Karlsruher Hopfenerzeugnis genießt zumindest rechtsrheinisch einen guten Ruf. Dass mir als Pfälzer die Bellheimer „Patriotenplörre“ etwas besser „reinläuft“, ist wohl meiner alkoholischen Sozialisierung im Jugendalter geschuldet.
Die kühlere Witterung verlangte beim ersten Besuch nach einer warmen Thai-Terrine, die in Form einer „Tom Yam Gung“, also einer Garnelensuppe mit Kokosmilch, Champignons uns Zitronengras (4,80 Euro), vorweg bestellt wurde.
Wer sucht, der findet...Garnelen!
Bei unserer zweiten Einkehr teilten wir uns vorab den als „Yam Wun Sen“ bezeichneten Glasnudelsalat mit Garnelen, Schweinehack, Zwiebeln, Sellerie und Mu-Err-Pilzen (9,50 Euro).
Der mit gängigen TK-Garnelen ausgestattete Kokossud wurde mit frischem Koriander und Frühlingszwiebel etwas „aufgegrünt“. Aromatisch duftend und wohltuend säuerlich abgeschmeckt wurde jene Thaisuppe von uns für schmackhaft befunden.
Tom Yam Gung
Der Biss auf einen darin herumschwimmenden Zitronengrasstängel empfand ich als etwas zu viel des guten Geschmacks. Auch die kleinen Stücke von der Galgantwurzel waren mir - pur genossen - etwas zu heftig und verblieben deshalb in der Schale.
Ganz anders beim Glasnudelsalat, den wir uns zwei Wochen später als Vorspeise einverleibten. Hier blieb nicht ein Fitzelchen zurück. Tomaten, Paprika, Sellerie, rote Zwiebel und Frühlingslauch sorgten für hier für frische Verhältnisse und entsprechenden Biss.
Yam Wun Sen (Glasnudelsalat)
Das Highlight dieses kalten Thaiklassikers für warme Tage war sein feinsäuerlich abgeschmecktes, erfreulich pikantes Dressing, das die dünnen Reisfäden, das herzhaft gewürzte Schweinehack und die noch leicht glasigen Garnelen zu einem köstlichen Ganzen vereinte.
Glasnudelsalat mit Garnelen
Nach dem Motto: „Delicious bowls can curry us home!“ orderten meine Frau und ich bei unserer ersten Einkehr zwei frischgewokte Curry-Gerichte. Die Gattin entschied sich – wie zu erwarten war – für die Veggie-Variante. Nr. 92 nannte sich „Gäng Pak“ (8,90 Euro), enthielt jede Menge Gemüse und hatte anstatt Fleisch ein paar Tofuwürfel in der Schüssel.
Gäng Pak (Gemüsecurry mit Tofu)
Ich wählte die 173 mit der mutigen Bemerkung, mein grünes Curry mit Huhn („Gäng Kiew Wan Gai“, 12,90 Euro) doch bitte ein wenig schärfer als üblich zu servieren.
Gäng Kiew Wan Gai (Grünes Curry mit Huhn)
Vielleicht ging mein Zusatz „ein wenig schärfer“ bei der Bestellung unter. Keine Ahnung, aber was mir da aus dem blau-weißen Porzellantöpfchen entgegenduftete war ein hocharomatischer Hotpot – ich sag nur Thai-Basilikum! –, wie ich ihn das letzte Mal zu Zeiten meines Referendariats bei meinem Mannheimer Lieblingsthai-Imbiss „Supans“ genossen habe. Ach wie schön, wenn ein Gericht alte Erinnerungen in einem wachzurufen vermag. Klar ging die Chili-Schärfe voll auf die Schleimhäute, aber bekanntlich kommen ja nur die Harten in den grünen Curry-Garten!
Das grüne Curry auf dem Teller angerichtet
Nur gut, dass genug Duftreis mitgeliefert wurde. Der milderte den mit reichlich Hühnerfleisch, Bambussprossen, Bohnen, Zucchini, Paprika und Chilischoten versehenen Thai-Eintopf wenigstens etwas ab. Trotz des wirklich einbrennenden Esserlebnisses war das ein grünes Curry ohne Fehl und Tadel.
Das grüne Curry auf dem Teller angerichtet
Die Soße fiel nicht gar so sämig aus, was mir sehr entgegenkam. Sogar die von mir ungeliebten Auberginen hatte man freundlicherweise weggelassen. Ich fühlte mich nach dem Verzehr dieser thailändischen Scharfspeise jedenfalls fitter als vorher – auch wenn mein Gaumen noch etwas nachbrannte.
Dass meine Frau ihr wesentlich milderes Gemüsecurry noch mit meiner Sauce pimpte, ehrte sie.
Das Gemüsecurry auf dem Teller angerichtet
Auch sie war mit ihrer Wahl voll zufrieden und bekräftigte die Absicht auf einen baldigen Wiederholungsbesuch. Dieser ließ ja dann auch nicht lange auf sich warten. Und auch da verließen wir das Nat-Pob mit brennenden Zungen und gutem Bauchgefühl. Gefühlt war mein „Gäng Gai Nor Mai“ (12,90 Euro), was im Grunde das gleiche Curry-Gericht darstellte, nur diesmal eben in Rot, sogar noch eine Spur schärfer als das Grüne zwei Wochen zuvor. Auch diesmal wurde meinem Wunsch auf ein Chili-Upgrade entsprochen, was mir wieder kräftig einheizte.
Gäng Gai Nor Mai (Rotes Curry mit Huhn) -> Attention, explosive!
Meine Frau ging dagegen mit „Pad Pak Tao Hu“ – gebratenem Gemüse ohne Tofu (8,90 Euro) – auf Nummer sicher. Ihr ansehnlicher Wok-Gemüse-Hügel fiel süßlich-pikant aus.
Pad Pak Tao Hu (gebr. Gemüse, aber ohne Tofu!)
Über meine laufende Nase musste sie genauso schmunzeln wie über die Tatsache, dass mir während der Curryvernichtung dann doch ein paar Tränchen die Wangen herunterliefen. Nicht weil es so schlecht schmeckte, sondern aus reinster Feuerfreude am Schotenschlemmen.
Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass wir beim zweiten Mal im Inneren des Lokals Platz nahmen.
Gastraum Ansicht 1
Die digitalen Impfnachweise wurden kurz kontrolliert und auch die schriftliche Erfassung unserer Daten war schnell abgehandelt. Im geräumigen Gastraum war ausreichend Platz zwischen den Tischen. Linoleum- und Fliesenboden, Faltschiebetüren im Ziehharmonika-Style und eine mit quadratischen Paneelen verkleidete Decke kündeten von der Nutzung als Vereinsheim.
Gastraum Ansicht 2
Insgesamt keine ungemütliche Bahnhofshallenatmosphäre, aber draußen auf der Terrasse hatte es mir besser gefallen.
Gastraum Ansicht 3
Egal, entscheidend war bei beiden Besuchen das, was auf dem Teller bzw. in der Schüssel landete. Und da hatte Chefkoch Jakkachai Netkhema, der sich gleichzeitig auch als Inhaber des Lokals verantwortlich zeichnet, richtig gut abgeliefert und das zu äußerst erschwinglichen Preisen. Die höheren Schärfegrade bei den beiden Currys waren ja meine Idee, die ich dort übrigens jederzeit wieder äußern würde.
Durch die neue Nähe zu Karlsruhe werden wir in den nächsten Jahren sicherlich die ein oder andere kulinarische Entdeckung auf der rechten Rheinseite machen. Die beiden passenden Mitstreiter (sind genau genommen jetzt deren drei…) haben wir ja seit dem Besuch bei „Sokrates“ auch gefunden. Allein schon deshalb stimme ich als Pfälzer Rhein- und nicht als Bochumer Ruhrbarde an:
„Baden, ich ess‘ gern bei diiiir – Baden, ich fahr auch gerne wieder weg von diiiir!“