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* Wir befanden uns noch immer im Ostseeurlaub 2020, fern ab von südlichen Ländern. Das Scheiß-Virus setzt klare Grenzen und das mit hoher Wahrscheinlichkeit noch sehr lange. Also auf zum Old Western, am Rande der Rostocker City. Dann die erste Überraschung. Wir standen vor einen großen, modernen 2-geschossigen Gebäude, dessen Außenfront fast nur aus Glas bestand, dass Old Western. Da war nichts von Blockhouse-Styling oder Pseudo Western Flair, sondern eher eine zeitgemäße Eleganz, inklusive einer schicken Außengastronomie. Dort hätten wir gerne gesessen, aber am Abend im September 2020 bietet die Ostsee eben keine La Comera, Madeira, Südfrankreich oder Karibik Temperaturen. Mit Mühe hangelte sich das Thermometer noch gerade im knappen 20 Grad Bereich.
* Wir traten ein und trafen auf die nächste augenfällige Überraschung. Herzlich begrüßte uns ein Herr der Generation Ü 50. Der Herr des Hauses, wie sich später heraus stellte. Seine Ähnlichkeit mit der jüngeren Ausgabe des US-Schauspielers Jeff Bridges oder auch mit Don Johnson war sehr auffällig. Sehr gepflegt, markantes Gesicht. Die exzellent frisierten Haare endeten gut unterhalb des Kragens. So stellt sich die Damenwelt das Idealbild eines (US) Schauspielers vor. Hausimausi strahlte. Er geleitete uns zu einem Tisch, den er nach seinen Aussagen extra für uns direkt am Fenster reserviert hatte. Ein Schmeichler ? Nee, ich empfand ihn überzeugend charmant. Hasimausi noch mehr !
* Wir hatten gerade Platz genommen, da spurtete ein Gastrobetreuer mit Höchstgeschwindigkeit an unseren Tisch. Ähnlich wie sein Chef auch eine Ausnahmeerscheinung. Geschätzt um die 20 Jahre jung, mindestens 1,95 Meter groß oder noch größer. Super-Super schlank, Top-Figur, deutlich weniger als 70 Kilo. Top modisch gekleidet, wie aus einem Men's-Fashion-Magazin entsprungen. Die Haare hatte wohl gerade zuvor noch ein Star-Figaro gestylt. Übertrieben ? Nee, so etwas hätte ich (Achtung Vorurteil) u.U. in Paris, London, München oder Milano erwartet, jedoch nicht unbedingt in Rostock. Er stellte sich mit Namen vor und machte deutlich, dass er an diesem Abend unser Gästebetreuer ist. - Klasse Einstieg !
* Mister Guest-Service reichte die Karten und fragte nach einem Aperitif. Hasimausi verzichtet und bestellt sich einen Merlot aus Südafrika. Für mich - es darf spekuliert werden - ja genau ein Bier. Ein Radeberger aus dem Hause Dr. Oetker. - Die Karten überraschten uns inhaltlich nicht. Natürlich Steaks, Ribs, Burger (auch mit Bison Hack), Salate und zwei oder drei Gerichte mit Meerestieren. Die Karte war optisch übersichtlich strukturiert und ohne jeden gestalterischen Ansatz von Western Kitsch und Schnörkel. Es gab keinerlei Versprechungen, auf welcher Weide die Rinder vorher gegrast haben oder gekrault wurden. Kein Eigenlob, pure Information, Reduktion auf das Wesentliche.
* Unsere Wahl war schnell getroffen:
> 1 x Carpaccio vom Rind (für die Dame), 1 x Büsumer Krabben (für mich) als Vorspeisen
> 2 x Surf & Turf (Rinderfilet mit Gambas)
* Unser Gästebetreuer notierte nichts, wiederholte nur die Bestellung. Er fragte nach dem Garpunkt für die Steaks und außerdem wie ich denn bitte die Büsumer Krabben gerne hätte ? Kalt oder "einen Hauch angewärmt", wie er sich ausdrückte. Kurz danach erschien er mit 3 verschieden Brotsorten und 3 unterschiedlichen Dips. Alles frisch, alles erkennbare keine Convenience, was mich für ein Steakhaus schon erstaunte. Auch das Brot kam kaum vom 08/15 Bäcker, geschweige von einer BACKWERK Fabrik.
* Während wir auf die Vorspeisen warteten, schauten wir uns etwas um. Schon beim Eintritt hatten wir festgestellt, das hier kein Western-Style Flair vorhanden war. Keine Blockhouse-Atmosphäre, keine rot-weiß karierten Tischdecken und keine Pseudo-Cowboy Romantik. Vielmehr ein schickes modernes Ambiente, mit Sesseln an den Tischen, hohen Decken und einer üppig geschwungenen breiten Treppe, die in die erste Etage führte. Dazu vis a vis vom Eingang ein großer sehenswerten Echtholztresen, den man so in der Gastronomie nicht oft erlebt. Alles sehr schön und stilvoll.
* Mister Guest-Service servierte die Vorspeisen. Das Carpaccio für Hasimausi erfüllte alle Ansprüche die man zunächst optisch erwartet. Carpaccio mit etwas Parmesan, Tomaten-Pesto und Rucola. Hauchdünn und nach Aussage meiner Dame perfekt. Inklusive frischen Baguette bei dem der Bäcker wohl sehr großzügig mit dem Knoblauch umgegangen war. Etwa zu großzügig . Für 13,- Euro ohne jeden Tadel. - Meine (lauwarmen) Büsumer Krabben (9,- Euro) erfüllten meine Gaumenwünsche umfänglich. Es geht doch nichts über diese Mini-Nordseegarnelen, gegenüber so mancher Asia-Garnele aus der Thai und China Zucht. Die dazu servierten Beigaben bestehend aus Dill, Gurken und Radieschen waren für mich eine nette Deko. Wobei ich mir anstatt des Knoblauchbrot lieber Schwarzbrot gewünscht hätte. Hätte ich das bei der Bestellung als Wunsch angegeben - man hätte meinen Wunsch ganz sicher erfüllt.
* Die Dips auf dem Tisch, die frischen Brotsporten und die beiden sehr guten Vorspeisen, waren ein guter Einstieg für die danach servierten Hauptgerichte. Mein Dame genoss weiter ihren tiefroten Merlot aus dem Land der Buren (0,2 ltr. für 9,- Euro), während Mr. Dressman mich aufmerksam und immer zeitnah mit Radeberger umsorgte. Wohlfühl-Atmosphäre ? Bis dahin, ja ohne wenn und aber.
* Mister Service servierte mit weiblicher Unterstützung unsere Surf & Turf Filetsteaks mit Gambas und dazu Baked Potatos mit Sour Cream, Sauce Bernaise, Aioli, Süßkartoffel Pommes. Alles machte optisch auch wieder ein vorzüglich Eindruck, inklusive des Porzellan auf denen das Essen ruhte. Ein erster Schnitt in die Filetsteaks - wie bestellt, medium-well auf den Punkt getroffen. Und die Garnelen - Klasse Qualität ! Die dafür aufgerufenen jeweils 32,- Euro (plus "Zubehör-Beilagen") waren völlig berechtigt. Eine sehr gute Produktqualität, kombiniert mit einer sehr sorgfältigen Zubereitung. Kompliment an die Küche. - Ja wir waren sehr zufrieden. Der Service fragte im übrigen während es Essens mehrfach nach unserer Zufriedenheit.
* Wie so oft stellte sich mein Dessert-Problem. Nur ganz selten gelüstet es mich nach Süßem, aber fast immer nach Käse. Aber auch hier mal wieder kein Angebot eines Käse-Dessert. Warum bieten Restaurants nur im oberen Preissegment immer Käse an, aber weniger Restaurant im mittleren Segment ? Warum können das die Restaurants mit italienischer und französischer Küche (egal in welcher Kategorie) fast alle, aber andere Restaurants eher selten ? Warum kann das jede Küche auf ordentlichen Kreuzfahrtschiffen, egal ob Hochsee oder auf dem Fluss ? Es muss ja nicht immer zwingend Rohmilchkäse von einem geadelten und hoch dekorierten Affineur sein. Ich weiß nicht warum sich viele Restaurants da so schwer tun ? Oder ist die Nachfrage so gering ? Was man nicht auf der Karte hat, kann man auch nicht verkaufen. - Nun gut, Hasimausi gönnte sich noch Blueberry Pancakes mit Ahornsirup. Ahornsirup - bäh ! Während ich es vorzog den Digestif 2 x für mich zu ordern, 1 x Johnnie Walker Black Label und 1 x einen ganz ordinären aber heimischen Rostocker Doppelkümmel.
Fazit: Wir haben uns im Old Western ausdrücklich sehr wohl gefühlt. Das schicke und moderne Ambiente bedeutete wohlfühlen pur. Dafür 4,5 Sterne. Für das Essen die gleiche Bewertung, auch 4,5% Sterne. Und der Service ? Perfekte 5 Sterne. Wenn man doch häufiger auf solche Perfektionisten stoßen würde, anstatt immer mehr und immer häufiger auf gastronomische Aushilfen. Das PLV verdient gute 4 Sterne. Allerdings für einen offenen durchschnittlichen Merlot aus Südafrika 9,- Euro aufzurufen, fanden wir nicht ganz gerechtfertigt. Per Saldo einen sehr guten Gesamteindruck. Dafür gerne 4,5% Sterne.
ps
Als wir das Haus verließen, wurden wir herzlich vom Mix aus Don Johnson + Jeff Bridges verabschiedet. In Zeiten von Corona natürlich ohne Handschlag. Gegenüber Hasimaus mit "Ellenbogen gegen Ellenbogen". Kerle unter sich machen das anders. Hacke gegen Hacke - wir verstehen uns.