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* Die Reiseziele vieler deutscher Touristen lauteten bis 2019 noch Kanaren, Kapverden, Karibik oder auch Malle, Malaga, Mauritius, Mykonos. Das ist alles Geschichte. Jetzt in 2020 lauten die Urlaubs-Destinationen Nord, - Ost, - und Bodensee, aber auch Müritz, - Starnberger, - und Edersee. Früher bei 30 Grad mit Bermudashorts auf Teneriffa, jetzt im gefütterten Sweatshirt bei 17 Grad auf Baltrum. Südtirol bedeutet jetzt schon eine Fernreise.
* Bevor wir als Corona Ersatzurlaub für 2 Wochen an die Ostsee reisen, schauten wir uns die Gegend zwischen Travemünde und Warnemünde (Rostock) erst einmal vorher an einem Wochenende an. Relativ spät schlugen wir im Radisson Hotel in Rostock auf. Jetzt noch in die nahe Innenstadt zum Essen gehen, nee keine Lust. Als Alternative bot sich das Hotel-Restaurant KAI 40 im Hotel an, obwohl wir eher um Hotelrestaurants einen großen Bogen machen. Es war 20:00 Uhr, Hunger und Durst lähmten uns bereits, hinein ins KAI 40:
* Erste Überraschung, ein sehr modernes, schickes Ambiete. Hier hat sich wohl ein Innendesigner ausgetobt, aber erfolgreich. Es dominierte ein mediterranes, helles Blau, stilistisch gelungen. Allerdings braucht man einige Minuten der Gewöhnung, bis sich der Wohlfühleffekt einstellte . Zweite Überraschung: Kaum 20% der Tische waren besetzt und das an einem Freitag Abend. Ein sehr freundlicher junger Mann stürmte uns entgegen und sprach ein "Herzliches Willkommen" aus. Drei Tische bot er zur Auswahl an, obwohl quasi freie Tischwahl bestand. Schnell präsentierte er die Karten und fragte nach einem Aperitif. Gerne, für Hasimausi einen Fürst von Metternich Rose Sekt, für mich von einer örtlichen Brauerei ohne Fürst, ein ordentliches Bier. Beides wurde schnell und sehr, sehr gekühlt serviert. Das gefällt uns, auch beim fast frostigen Bier. Das Bier von der Ostsee war gut, daher in Richtung Hasimaus meine Bemerkung, dass die in der Ostzone gutes Bier brauen können. Als praktizierender Satiriker und Zyniker erlaube ich mir solche Sprüche mal ab und zu. Hasimausi zischte mich ärgerlich an. Sie hält solche süffisanten Sprüche nach 30 Jahren für völlig unangebracht. Ich machte deutlich, dass die Bezeichnung Ostzone in meiner Jugend nicht nur legitim und gebräuchlich war, sondern sogar politisch korrekt. Abgekürzt auch gerne als Zone. Meine Dame winkte genervt ab. Wenn ich über Bayern Witze mache, mault niemand.
* Bei der ersten Sichtung der Karte war auffällig, dass etwa 20 Weine offen angeboten wurden. Klasse, ganz besonderes für Hasimausi, denn häufig ist die Auswahl an offenen Weinen vielfach in Restaurants sehr übersichtlich. Da ich mehrheitlich zum Hopfen und Malz Getränk neige, ist eine ganze Flasche Wein für Hasimausi grenzwertig . Das Thema muss nicht vertieft werden. Nicht nur die Auswahl der offenen Weine sprang ins Auge, sondern auch der Inhalt der Karte. Keine 08/15 Küche, sondern viel Kreativität. Quasi vom Sandwich-Snack bis zum Dray Aged Entrecote. Dazu später mehr. Eine Entscheidung viel relativ schwer, ganz besonders bei den Vorspeisen. Umfangreich die Auswahl. Von Blinis mit Kaviar, Tatar vom Meck-Pomm Weiderind, gebeizter Lachs, Tatar vom Hecht und auch die ein oder andere orientalische, exotische Vorspeise und Bowls. Wir machten es uns einfach und bestellen die "Happen von Hier". Unser jugendlicher Kellner sprach das als Empfehlung aus, "dann haben Sie von allem etwas", so sein kulinarischer Rat. Beim Hauptgericht hatte sich Hasimausi schnell entschieden. Den edlen Steinbutt (35,- Euro) natürlich auch aus den Gewässern der Ostsee. Zum Erstaunen meiner Dame wählte ich ein ganz klassisches Gericht, nämlich das hundsgemeine Wiener-Kalbs-Schnitzel. Allerdings hier in der Version "Nordic Style". Das bedeutete hier, dass das Wiener ergänzt wird mit Krabben und einem Spiegelei. Eben Wiener Schnitzel a la Ostsee. "Was trinken Sie bitte", so die Frage des jungen frischen und flotten Ostsee-Kellners ? Hasimausi wählte einen weißen Elbling. Ich reduzierte mich auf das regionale Bier.
* Während wir uns noch noch die Gestaltung des Restaurants anschauten - strahlendes helles Blau, abgesetzt mit Natur-Holzelementen, hohen Raumteilern mit Accessoires, glatten Holztischen ohne Tischdecken - servierte der Kellner die Getränke. Hasimausi lobte ausdrücklich den Wein. Ich frage wo denn das Gewächs bitte herkommt ? Nein kein Weißer aus Neuseeland oder Italien, nicht aus der Pfalz und auch nicht aus Baden, es war ein Elbling vom Weingut Schloß Proschwitz aus Sachsen. "Oh ein guter Wein aus der ehemaligen DDR", witzelte ich lächelnd aber jetzt politisch völlig korrekt in Richtung meiner lieben Dame. Auch das fand sie wieder nicht passend. Später googelte ich mal und lernte, dass das Weingut Preschwitz dem Wessi Prinz Georg zu Lippe gehört (nicht zu verwechseln mit einem gewissen Herrn von der Lippe), der zurück gefunden hat in das Land seiner sächsischen Vorfahren. Sein hier angebotener Elbling ist mit 11,50 Euro als offener Wein für 0,2 ltr. nicht gerade ein Schnäppchen.
* Die "Happen von Hier" wurden als Vorspeise für uns serviert. Wow, das machte bereits optisch einen sehr überzeugenden Eindruck. Happen ja, aber ganz, ganz viele. Quasi Tapas von der Ostsee. Da wurde uns Rinder-Carpaccio kredenzt, Blinis mit Saibling Kaviar, gebeizter Ostseelachs, Beef Tatar und diverse Wurstsorten aus Meck-Pomm. Nicht nur die Optik überzeugte, sonders alles machte ohne Ausnahme gehörig Spaß im Mund. Kompliment an die kreative Küche. Nach Konsum dieser köstlichen östlichen Tapas, erkannte unser fast perfekter Service, dass ich noch nach Bier dürstete und oh Wunder, Hasimausi orderte noch ein Glas vom ostwestfälischen/sächsischen Prinz Georg zu Lippe.
* Die Hauptgerichte: Der edle Ostseesteinbutt glänzte ebenso wie die Vorspeisen bereits mit seiner Optik. Er hatte wohl noch in Butter gebadet. Das weiße Fleisch war nach Aussage meiner lieben Dame fest und geschmacklich der Hit. Etwas langweilig und fade fand sie das dazu servierten Fenchel-und Selleriepürre. Sie fragte ob ich mal probieren möchte. Gerne den Fisch, aber um Himmels will nichts vom Fenchel und Sellerie, erst recht nicht als Püree. Und ja, mein Wiener vom Kalb war auch überzeugend. Gutes Kalbfleisch, flach, dünn paniert, dazu die Krabben, ein Spiegelei und eine Mischung aus Kartoffelecken und Frites. Stilechter wäre es noch gewesen, man hätte den Gurkensalat so wie im Land von Kanzler Sebastian Kurz und Kaiserschmarrn üblich, lauwarm serviert. War aber für mich verzeihlich. Bei Gurkensalat ist mir die Temperatur wurscht. Eben nur Grünfutter. - Ein erstes Zwischenfazit - wir waren sehr zufrieden. Dessert ? Ja, die Käseplatte auf der Karte schenkte mir ein Lächeln. Serviert wurden verschiedene Rohmilch-Käsesorten. Dazu Feigensenf, Trauben (für Hasimausi), sehr ordentliches Schwarzbrot und Grissini Brotstangen. Alles fast perfekt, wenn da nicht die Fabrik-Brotstangen gewesen wären. Etwas frisches helles Brot oder Nussbrot, dass wäre die Krönung der Käseplatte gewesen. Aber diese "Trocken-Grissini-Krümmelstangen", (Krümmel, nicht Kümmel), nee muss nicht sein. Wir rundeten den Abend noch mit Obstbrand und Espresso ab. Die Absacker-Flüssigkeit gab es danach an der Hotelbar.
Fazit: Ein schickes Ambiente, wo allerdings einige ältere Semester vermutlich nicht so ganz begeistert sind. Uns gefiel es, auch wenn ich auch zum älteren Semester gehöre. Der Service stets präsent, aufmerksam flott. Das Essen, fast gut. Nein zu sagen die Vorspeisen hätten die Hauptgerichte getoppt wäre nicht fair. Aber speziell bei den Beilagen zum edlen Steinbutt (35,- Euro) hätte sich die Küche etwas mehr Mühe geben müssen. Hingegen gab man sich bei den Vorspeisen ganz viel Mühe. Auch das Wiener war völlig in Ordnung. Mit wurde das serviert, was meiner Erwartung voll entsprach. Gleiches gilt auch zu 90% für das Käse-Dessert.
Der Abend an der Hotelbar war noch mit anderen Gästen amüsant und das mit 1,50 Meter Corona Distanz Abstand.